1893 beschloss der Schweizerische Kaufmännische Verein an einer Delegiertenversammlung in Chur die Einführung von kaufmännischen Lehrlingsprüfungen. Die Lernenden sollten künftig nebst dem Ausweis des Lehrgeschäfts auch ein Attest über die in der Berufslehre erworbenen Kenntnisse erhalten.
Nur gerade ein Jahr später, im November 1894, schlugen einige Mitglieder der Sektion Bern vor, in Thun eine weitere Sektion des Kaufmännischen Vereins zu gründen. Dies mit dem Zweck, jungen Leuten «zu spotbilligen Preisen Unterrichtskurse zu erteilen». Am 14. Dezember 1894 trafen sich Angehörige des Kaufmanns- und Beamtenstandes im Saal des Hotels Weisses Kreuz und beschlossen feierlich die Gründung des kaufmännischen Vereins Thun. Bereits am 8. Januar 1895 fanden erste Unterrichtskurse mit total 34 Teilnehmern statt.
Rasante Entwicklung
125 Jahre später, im Jahr 2019, besuchen pro Jahr über 1000 Lernende die Wirtschaftsschule Thun. Viel ist in der Zwischenzeit geschehen: Die kaufmännische
Ausbildung – einer der ältesten Berufe der Welt – wurde zur beliebtesten Lehre in der Schweiz. Der Beruf war insbesondere in den letzten Jahrzehnten geprägt von einer rasanten technologischen Entwicklung: Schreibmaschine, Rohrpost und Fernschreiber wurden durch einen einzigen Alleskönner, den Computer ersetzt. Die Wirtschaftsschule Thun wechselte einige Male ihren Namen, ihr Erscheinungsbild und auch die Standorte.
Eines hat sich in all den Jahren aber nicht geändert: «Seit 125 Jahren haben wir an der WST ein Ziel: die wirtschaftliche und soziale Integration von jungen Menschen über die Berufslehre», sagt Daniel Gobeli, Rektor der Wirtschaftsschule Thun. Dass auch beim Jubiläum die jungen Menschen im Zentrum stehen sollen, ist für Gobeli klar. Gefeiert wird das Jubiläum deshalb gleichzeitig mit der Diplomierung der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Berufsfachschule und der Berufsmaturität.
Am Freitag, 28. Juni 2019 feiert die WST in der Stockhorn Arena in Thun mit über 3500 Teilnehmenden das 125-Jahr-Jubiläum (die Einladungen werden per Post versendet). «Wir sind sehr stolz auf eine so lange Geschichte der WST zurückblicken zu können», sagt Daniel Gobeli.