Belustigt und gleichzeitig gebannt hörten die zwei Klassen den Zeitzeugen zu, die über geteilte Kleider und geteilte Betten in den Kommunen erzählten. «Nie! Nie würde das heute funktionieren!» Niemand konnte sich vorstellen, einmal so leben zu wollen. Trotzdem wurde später heftig darüber diskutiert, dass solche Lebensformen eigentlich alleinerziehenden Frauen entgegenkamen, da immer jemand da war, der sich um ein Kind kümmern konnte. Sogar eine politische Karriere sei nur unter diesen Umständen möglich gewesen.
Die 68er Jugend habe viel Mut bewiesen, sie hätten sinnvolle gesellschaftliche Ziele verfolgt und seien dafür auf die Strasse gegangen, meinten viele und fanden das vorbildlich. Andere hat es überrascht, dass es in der Schweiz überhaupt politische Unruhen gegeben hat.
Protest der Jugend
Die Folgen der 68er Unruhen wie das Frauenstimmrecht oder die neue Rollenverteilung von Mann und Frau sind für viele Lernende selbstverständlich geworden. Umso nachdenklicher hat viele gestimmt, dass man damals einiges riskiert hatte – beruflich wie privat -, wenn man sich gegen die herrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen auflehnte. Und wogegen protestiert die Jugend heute? Gibt es heute ähnliche Themen? Wie steht es heute mit der Gleichberechtigung? Diese Frage wurde in einem halbstündigen «Sit-in» nach 68er Vorbild diskutiert und erörtert.
Die Ausstellung 1968 Schweiz hat viele Themen aufgeworfen, den Lernenden einen Einblick in die Jugendzeit ihrer Eltern oder schon eher ins Wohnzimmer der Grosseltern gegeben. Der Besuch der Ausstellung hat die Vergangenheit erfahrbar gemacht und gezeigt, wie sehr sich mit und wegen der 68er Rebellion Lebensstil, Musik, Mode und Politik aber auch Erziehung, Sexualität und Geschlechterrollen grundlegend verändert haben. Und die Schüler wurden motiviert, kulturelle, gesellschaftliche und politische Prozesse zu erkennen und darüber zu debattieren.
Christina von Burg, Lehrperson für Deutsch und Französisch