Die berufliche Grundbildung Kauffrau/ Kaufmann EBA dauert zwei Jahre. Sie wird mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) abgeschlossen. Bei guten Leistungen ist der Einstieg ins zweite Lehrjahr der dreijährigen beruflichen Grundbildung Kauffrau/ Kaufmann EFZ möglich.

Die neue kaufmännische Grundbildung basiert auf einer umfassenden Berufsfeldanalyse. Sie zeigt: Kaufleute von morgen handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen, interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld und arbeiten mit neuen Technologien. Das setzt technische Fertigkeiten und eine digitale Denkweise, Sozial- und Selbstkompetenzen sowie kritisches Denken und Kreativität voraus. Die neue kaufmännische Grundbildung ist konsequent auf Handlungskompetenzen ausgerichtet. Sie befähigt die Lernenden zum Umgang mit Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft sowie zum lebenslangen Lernen. Unser Credo: Egal was die Zukunft bringt – Kaufleute sind darauf vorbereitet.

Die wichtigsten Eckdaten
  • Abschluss: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis «Kauffrau/ Kaufmann EFZ»
  • Dauer: 3 Jahre
  • Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Lehrbetrieb und in der Berufsfachschule
  • Schulische Bildung
  • 1. Jahr: 2 Tage/ Woche an der Berufsfachschule
  • 2. Jahr: 2 Tage/ Woche an der Berufsfachschule
  • 3. Jahr: 1 Tag/ Woche an der Berufsfachschule
  • Berufsmaturität:
    • Lehrbegleitende Berufsmaturität (BM 1)
    • Berufsmaturität nach der beruflichen Grundbildung (BM 2)
  • Sprachen
    • Standardsprache Deutsch
    • 2 Fremdsprachen (davon 1 Landessprache)

  • Gute Sekundarschüler:innen
  • Freude am Lernen, selbstständiges Lernen und Arbeiten, Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Ausdauer, Neugier, Offenheit und Flexibilität, Freude an der schulischen kaufmännischen Ausbildung
  • Voraussetzungen zum Erlernen von zwei Fremdsprachen
  • Sprachkenntnisse sowohl in der Muttersprache wie auch in Französisch und Englisch (sehr) gute mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit
    (in den Fremdsprachen Niveau A2 gemäss «Gemeinsamem Europäischen Referenzrahmen» für Sprachen erreicht)
  • Interesse an Wirtschafts- und Gesellschaftsfragen, (sehr) gute Leistungen in Mathematik, Zusammenhänge erkennen können, vernetztes und logisches Denken
  • Bereitschaft zum lebenslangen Lernen
  • Das Beherrschen des Zehnfingersystems im Tastaturschreiben wird vorausgesetzt.
  • Abschluss eines dreijährigen, gültigen Lehrvertrags

Während der Grundbildung erleben Sie drei verschiedene Lernorte: den Lehrbetrieb, die Berufsfachschule und die überbetrieblichen Kurse.

  • Im Lehrbetrieb arbeiten Sie während 3 bis 4 Tagen in der Woche. Bei der täglichen Arbeit im Lehrbetrieb geht es darum, die erworbenen schulischen Grundlagen anzuwenden und praktisch zu vertiefen.
  • An 2 Tagen pro Woche im ersten und zweiten Lehrjahr und an einem Tag pro Woche im dritten Lehrjahr besuchen Sie die Berufsfachschule. Dort werden Ihnen das Grundlagenwissen und das Handlungswissen vermittelt, das Sie im Lehrbetrieb praktisch umsetzen.
  • Überbetriebliche Kurse vermitteln branchenspezifische handlungsorientierte Kompetenzen. Sie dienen dem Aufbau Ihrer Ressourcen. Sie üben mit Praxissituationen, die eine wichtige Grundlage für die Umsetzung der Arbeiten im Lehrbetrieb sind. 

Die Ausbildung richtet sich vollständig an der Orientierung der Handlungskompetenzen, die die Kaufleute nach ihrer Grundbildung brauchen, aus. Es ist daher Aufgabe sowohl der betrieblichen und der schulischen Grundbildung die Berufseinsteiger:innen für die Arbeitswelt fit zu machen.

Die Ziele und Anforderungen der beruflichen Grundbildung werden in Form von Handlungskompetenzen, gruppiert nach Handlungskompetenzbereich, festgelegt. Die Handlungskompetenzen umfassen Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen. Beim Aufbau der Handlungskompetenzen arbeiten alle Lernorte zusammen. Sie koordinieren die Inhalte der Ausbildung und der Qualifikationsverfahren.

Handlungskompetenzbereiche

  • HKB A: Handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen
  • HKB B: Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld
  • HKB C: Koordinieren von unternehmerischen Arbeitsprozessen
  • HKB D: Gestalten von Kunden- und Lieferantenbeziehungen
  • HKB E: Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt
  • Sport
  • Die Lerninhalte der Standardsprache (Deutsch) und der 1. Fremdsprache (Französisch, Grundlagenfach) werden integriert in den Handlungskompetenzbereichen B, C und D unterrichtet.
  • Wahlpflichtbereich:
    • Wahlpflichtbereich 1: Englisch
    • Wahlpflichtbereich 2: Individuelle Projektarbeit (drei Lernbereiche:
      • 1. Agieren in mehrsprachigen Teams und Aufbau von Sprachkompetenz (Englisch)
      • 2. Agieren in Projektteams und Förderung der persönlichen Talente und
      • 3. Aufbau von kultureller Intelligenz)

In den Wahlpflichtbereichen erwerben die Kaufleute EFZ zusätzliche Kompetenzen. Im 1. Semester besuchen alle Lernenden den Wahlpflichtbereich 1 (Englisch). Ab dem 2. Semester entscheiden sich die Lernenden für einen der beiden Wahlpflichtbereiche.

  • Wahlpflichtbereich 1 «Zweite Fremdsprache» (im Kanton Bern Englisch): Sie kommunizieren in einer weiteren Fremdsprache

    oder
  • Wahlpflichtbereich 2 «individuelle Projektarbeit»: Sie erwerben sich die Kompetenzen, sich in einem mehrsprachigen Arbeitsumfeld verständigen zu können und situationsgerecht in einem interkulturellen Kontext zu agieren und sich in Projektmanagementarbeiten zu vertiefen.

Erläuterungen Wahlpflichtbereiche Kaufleute EFZ
Präsentation Wahlpflichtbereiche Kaufleute EFZ

Mit der Wahl einer Option erwerben Kaufleute EFZ zusätzliche Handlungskompetenzen. Die Optionen vertiefen Handlungskompetenzbereiche des Qualifikationsprofils. 

Gemäss Bildungsverordnung einigen sich die Lehrvertragsparteien spätestens Ende des 2. Lehrjahres auf eine Option. Aufgrund der kantonalen Vorgaben und der Pensen- und Stundenplanung startet der Anmeldeprozess für die Option in der KW 45 (Anfang November). Sie und Ihre Berufsbildnerin / Ihr Berufsbildner besprechen gemeinsam, welche Option Sie wählen. Sie füllen das Formular aus und melden Ihren Entscheid der WST bis Ende der Kalenderwoche 47. 

Die Option kann in Ihrem Interesse gewählt werden, auch wenn Sie die gewählte Option nicht vollumfänglich im Betrieb umsetzen können. Die Betriebe können auf die Praxisaufträge der Branchen zurückgreifen. In der Berufsfachschule wird es in jeder Option einen ersten Praxistransfer mit einem Auftrag geben. Wenn das Thema dieses Transferauftrags am Lernort Betrieb nicht umgesetzt werden kann, reicht die Umsetzung dieses Auftrags an der Berufsfachschule. 

Der Besuch der Berufsmaturität 2 (Typ Dienstleistung oder Typ Wirtschaft) ist möglich, egal, welche Option im 3. Lehrjahr besucht wurde. Es benötigt nicht die Option Finanzen, um in die BM 2 einsteigen zu können. 

Folgende Optionen stehen zur Auswahl: 

  • Option «Finanzen» – Aufgaben im finanziellen Rechnungswesen bearbeiten: Wenn Sie die Option «Finanzen» wählen, lernen Sie vertieft, Geschäftsfälle zu verbuchen. Sie lernen die grundlegenden Elemente und Zusammenhänge des Finanz- und Rechnungswesens (Bilanz, Erfolgsrechnung, Liquidität, Deckungsbeitragsrechnung und Betriebsabrechnungsbogen) unter Berücksichtigung der relevanten rechtlichen Vorgaben. Sie erarbeiten sich die Grundlagen einer Lohnbuchhaltung und können zu Lohndeklarationen Auskunft geben. 

  • Option «Kommunikation in der Landessprache» – Anspruchsvolle Beratungs-, Verkaufs- und Verhandlungssituationen mit Kund:innen oder Lieferant:innen in der Landessprache gestalten: Mit der Option «Kommunikation in der Landessprache» eignen Sie sich vertieft an, wie anspruchsvolle Beratungs- und Verkaufsgespräche sowie Verhandlungen in der regionalen Landessprache geführt werden. Diese vollziehen Sie auf verschiedenen Kanälen. Dabei interagieren Sie stets sach- und lösungsorientiert, sei es mit anspruchsvollen Kund:innen oder Lieferant:innen sowie in Konfliktfällen, bspw. bei Reklamationen. 

  • Option «Kommunikation in der Fremdsprache» – Anspruchsvolle Beratungs-, Verkaufs- und Verhandlungssituationen mit Kund:en oder Lieferant:innen in der Fremdsprache gestalten: Die Option «Kommunikation in der Fremdsprache» hat fast die gleichen Zielvorgaben wie die Option «Kommunikation in der Landessprache». Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Kommunikation in einer Fremdsprache erfolgt. Je nach Kanton ist das Englisch oder eine zweite Landessprache. Die Option «Kommunikation in der Fremdsprache» ist somit fremdsprachenaffinen Lernenden zu empfehlen. 

  • Option «Technologie» – Technologien im kaufmännischen Bereich einrichten und betreuen sowie grosse Datenmengen im Unternehmen auftragsbezogen auswerten: Wenn Sie die Option «Technologie» wählen, eignen Sie sich die Fähigkeiten an, Datenbanken und Inhaltsverwaltungssysteme einzurichten und diese für Ihren Arbeitsbereich zu betreuen. 

Das kaufmännische Berufsfeld ist bunt und vielfältig. Die Lehre kann in 19 Ausbildungsbranchen absolviert werden. Danach steht eine grosse Auswahl an Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Das Büro ist die Schaltzentrale eines Unternehmens – im Kleinbetrieb genauso wie im Grosskonzern. Hier arbeiten Spezialist:innen unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Viele sind mit einer kaufmännischen Grundbildung ins Berufsleben gestartet. Heute sind sie Verkaufsleiter:innen, Betriebswirtschafter:innen, Marketingmanager:innen, Direktionsassistent:innen, Buchhalter:innen, HR-Fachleute, Treuhänder:innen, Social Media Manager:innen, Controller:innen, Rechtsfachleute oder CEO…

Die kaufmännische Grundbildung ist Ausgangspunkt für viele verschiedene Weiterbildungen. Kein anderes Berufsfeld ist so vielfältig und bietet so viele berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist nicht erstaunlich, dass ist die kaufmännische Grundbildung einer der meistgewählten Lehrberufe der Schweiz.

Freikurse

Förderkurse

Sprachaufenthalte 

Nach der dreijährigen Grundbildung und erfolgreichem Abschluss des Qualifikationsverfahrens (Lehrabschlussprüfung) erhalten Sie das eidgenössische Fähigkeitszeugnis «Kauffrau EFZ/ Kaufmann EFZ».

Das Qualifikationsverfahren ist bestanden, wenn:

  • wenn im Qualifikationsbereich «Erfahrungsnote» alle Noten aus der Bildung Berufliche Praxis (Betrieb), aus dem Überbetrieblichen Kurs und aus der Berufsfachschule vorliegen (Mittel aus der Summe und Gewichtung der drei Qualifikationsbereiche, gerundet auf eine Dezimalstelle).
  • der Qualifikationsbereich «praktische Arbeit» mindestens mit der Note 4.0 bewertet wird (halbe oder ganze Noten);
  • der Qualifikationsbereich «Berufskenntnisse und Allgemeinbildung» mindestens mit der Note 4.0 bewertet wird (Mittel aus der Summe der fünf Qualifikationsbereiche, gerundet auf eine Dezimalstelle); und
  • die Gesamtnote mindestens 4.0 beträgt.

Gewichtung der Abschlussnoten:

  • praktische Arbeit (Fallnote*): 30 %;
  • Berufskenntnisse und Allgemeinbildung (Fallnote): 30 %;
  • Erfahrungsnote: 40 %

*Fallnote= die Note muss genügend sein. Bei ungenügender Fallnote gilt die Abschlussprüfung als nicht bestanden.

Übersicht Qualifikationsverfahren Kaufleute EFZ

  • Berufsmaturität 2 Typ Wirtschaft 
  • Höhere Fachprüfungen / Berufsprüfungen 
  • Höhere Fachschulen (HF) 
  • Fachhochschulen (Voraussetzung: Berufsmaturität)
  • Nachdiplomstudium NDS 
  • Pädagogische Hochschule (Aufnahmeprüfung mit oder ohne Vorbereitungskurse) 
  • Universität und ETH (Voraussetzung: Passerelle)